Lizzie Borden took an axe,
And gave her mother forty whacks,
When she saw what she had done,
She gave her father forty-one.
So lautet ein alter Reim, den amerikanische Kinder früher beim Seilspringen sangen.
Nun, so viele Axthiebe dürften es nicht gewesen sein, der Rechtsmediziner schrieb in seinem Gutachten von 19 Schlägen, die Abby Borden töteten, und 10 oder 11, die bei Andrew Borden, einem wohlhabenden Bankier, zum Tod führten.
Doch beginnen wir am Anfang. Einer der bekanntesten Morde der amerikanischen Geschichte wurde am 4. August 1892 verübt. Die Opfer waren Abby Borden, Stiefmutter der damals 32jährigen Lizzie, erschlagen im Gästezimmer im ersten Stock, und Lizzies Vater Andrew, den man im Erdgeschoß des Hauses in Fall River, Massachusetts, ermordet vorfand. Beide waren durch Hiebe mit einem axtähnlichen Gegenstand getötet worden. Der Mord an Abby wurde zwischen 9 und 10:30 morgens verübt, Andrew starb etwa eine Stunde später.
Zum Zeitpunkt des Mordes waren nur das Dienstmädchen Bridget Sullivan und Lizzie auf dem Anwesen der Familie. Sullivan gab bei der Polizei an, dass sie zum Tatzeitpunkt in ihrem Zimmer geschlafen habe, weil sie sich unwohl fühlte. Auch schien sie keinerlei Grund gehabt zu haben, ihre Arbeitgeber zu ermorden. Lizzie hingegen verstrickte sich während des Verhörs durch die Polizei in widersprüchliche Aussagen. So gab sie an, zum Tatzeitpunkt in der etwas abseits gelegenen Scheune der Familie gewesen zu sein. Doch die Untersuchung stellte fest, dass der Boden der Scheune sehr staubig war, und Fußabdrücke von Lizzie vorhanden sein müssten. Außer Spuren der untersuchenden Polizeibeamten konnten jedoch keine weiteren Schuhabdrücke gefunden werden.
Daher konzentrierte sich der Verdacht von Beginn an fast ausschließlich auf Lizzie.
Die Tatwaffe, ein Beil, wurde bald im Haus entdeckt. Jemand hatte versucht, es mit Asche zu reinigen.
Blutige Kleidungsstücke suchte man vergebens, aber Lizzie verbrannte zwei Tage nach den grauenhaften Morden eines ihrer Kleider – angeblich, weil es durch Farbe verschmutzt war. Ein weiteres Indiz für ihre Schuld. Und das Motiv: Geld, denn ihr Vater war ein wohlhabender Mann, den sie und ihre Schwester beerben würden.
Trotz dieser Unstimmigkeiten in Lizzies Aussagen vor Gericht, trotz mehrerer Indizien, konnte letztlich kein hinreichender Beweis für ihre Schuld erbracht werden.
Weitere Tatverdächtige konnten ebenfalls nicht ermittelt werden. Emma Borden, Lizzies ältere Schwester, und John Morse, ein Gast der Familie zur Zeit der Morde, hatten jeweils ein Alibi.
Und so endete die Mordanklage gegen Lizzie Borden nach 15 Tagen am 20. Juni 1893.
Nach dem Prozess lebte Lizzie weiter in Fall River, jedoch in einem modernen, weiträumigen Haus und in wohlhabender Umgebung. Viele Nachbarn und Bekannte hielten sie trotz des Freispruchs für schuldig. Lizzie nannte sich von nun an Lizbeth A. Borden und leistete sich gemeinsam mit ihrer Schwester Emma eine Haushälterin, einen Kutscher und ein Dienstmädchen. Beide führten durch das Erbe, das sie angetreten hatten, ein komfortables Leben.
Lizbeth A. Borden starb im Alter von 67 Jahren am 1. Juni 1927 an einer Lungenentzündung.
Der Fall wurde nie aufgeklärt.
Für alle, die jetzt begreiflicherweise zu Lizzie Borden-Fans geworden sind: ein hübsches Mitbringsel für Familienfeiern und sonstige Gelegenheiten ist in jedem Fall die grandiose Lizzie Borden Wackelkopf-Puppe!
Das Haus, in dem die Morde verübt wurden, heute: das Lizzie Borden Bed & Breakfast.
Bildquelle: Fall River Historical Society